Kritik am MFM-Projekt

Das MFM-Projekt (Mädchen Frauen Meine Tage / Mission For Men) bezeichnet sich als «sexualpädagogisches Präventionsprojekt für 10–12-jährige Mädchen und Jungen».

Beworben wird es unter anderem mit interaktiven Sequenzen und Begriffen wie «Achtsamkeit» und «Wertschätzung». Auf den allerersten Blick können wir nachvollziehen, dass das Projekt bei den Schüler*innen als «cooler Tag» erlebt wird und daher bei vielen Lehrpersonen als gelungener Input gewertet wird.

Das Projekt wird von Schulen in der Deutschschweiz oft gebucht.

Das Kollektiv Kritische Lehrpersonen (kollektiv krilp) spricht sich klar gegen das MFM-Projekt aus, da wir bei genauerem Hinsehen mehrere Themen(gebiete) fanden, welche entweder nicht oder sehr einseitig behandelt werden.

Fakt ist, dass der Schweizer Verein (MFM Schweiz) mit den Programmen arbeitet, welche im Rahmen des deutschen Vereins entwickelt wurden. Dieser arbeitete bei der Gründung und Entwicklung mit der katholischen Kirche zusammen. Diese Programme sind nach konservativen Schwerpunkten geformt.

Das Programm vom MFM-Projekt Schweiz…

… transportiert auf jeden Fall heteronormative Vorstellungen von Beziehungen und Sexualität.

… fördert in keiner Weise ein vielfältiges Verständnis von Sexualität.
Es bezieht sich hauptsächlich auf Fortpflanzung.

… reproduziert geschlechterspezifische Stereotypen.
Die „Jungs-Gruppe“ rennen als Agenten durchs Schulhaus. Die „Mädchen-Gruppe“ lernen mit Musik, Blumen und glitzerndem Zeugs in liebevoller Atmosphäre die Wunder des Körpers kennen.

… vertritt eine implizite Haltung gegen freie Wahl auf Schwangerschaftsabbrüche.
In Rahmenrollenspiel darf «der schnellste Agent» der soeben befruchteten Eizelle einen Namen geben.

… wird unseren Ansprüchen an sexualpädagogischem Unterricht in vielen weiteren Punkten nicht gerecht.

Wenn Sexualpädagogischer Unterricht mit dem Programm von MFM abgedeckt wird, genügt dies unserer Meinung nach nicht. Es begleitetet Kinder und Jugendliche nicht ausreichend in der Entwicklung ihrer Sexualität und fördert kein vielfältiges Verständnis von Sexualität. Aus diesen Gründen empfehlen wir das MFM-Projekt ausdrücklich nicht und verweisen gerne auf Fachstellen/Fachpersonen, die unter Sexualität mehr verstehen als Fortpflanzung.

Sexualpädagogik ist mehr als ein punktueller Themenblock im Fach NMG (Natur Mensch Gesellschaft) und kann ganz bestimmt nicht in einem Quintal, einer Woche oder einem Tag umfassend thematisiert werden. Es braucht eine Sexualpädagogik die Lehrpersonen im Schulalltag unterstützt und sie befähigt mit der Klasse darüber zu sprechen. Wir wünschen uns eine umfassende Sexualpädagogik die der Sexualität von allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gerecht wird.

August 2023
Kollektiv Kritische Lehrpersonen

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